Wende

Wenn man von der „Wende“ spricht, meint man all die Ereignisse, die 1989 und 1990 zum Zusammenbruch der DDR und zur Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands geführt haben. Zu Zeiten der „Wende“ wurde rückgängig gemacht, was 40 Jahre vorher geschehen war.

Seit Ende des zweiten Weltkriegs war Deutschland geteilt in West und Ost. Es gab zwei deutsche Staaten: die Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Westen und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) im Osten. Doch nicht nur Deutschland war zweigeteilt. Die ganze Welt war zur dieser Zeit in zwei Lager gespalten: Den Westblock, angeführt von den USA, und den Ostblock, angeführt von Russland (damals UdSSR).

Zwischen den Ländern, an denen die beiden Blöcke aneinander grenzten, gab es eine hoch gesicherte Grenze, den sogenannten eisernen Vorhang. Diese Zone konnte nur mit besonderer Erlaubnis überquert werden. Eine Ausnahme war Berlin. Dort war es noch leicht möglich, von Ost- Berlin (Ostblock) nach West- Berlin (Westblock) zu kommen. Als immer mehr Menschen von Ost nach West flüchteten, ließ die Führung der DDR am 13. August 1961 eine Mauer bauen. Wie an der gesamten deutsch-deutschen Grenze wurden mit Minen und Selbstschussanlagen ein sogenannter Todesstreifen installiert.

Die beiden politischen Blöcke vertraten unterschiedliche Weltanschauungen und hatten verschiedene Vorstellungen davon, wie eine Gesellschaft funktionieren sollte. Im Westen war man der Meinung, dass eine freie Wirtschaft am besten für Wohlstand der Menschen sorgen konnte und sich der Staat möglichst wenig einmischen sollte. Im Osten dagegen hielt man es für die beste Idee, wenn der Staat alles im Voraus plante und verteilte.


Der Plan im Osten ging nicht so auf wie erhofft. Schnell fehlte es an Dingen, die die Menschen zum Leben brauchten. Die Bürger in Ostdeutschland konnten sich weniger leisten als die Bürger im Westen oder sie mussten lange warten, bis sie zum Beispiel ein Auto bekamen. Die Regierung (SED) wollte immer mehr kontrollieren und überwachte die Bürger in allem, was sie taten.

Im Lauf der Jahre wurden die Menschen in der DDR und in den anderen Ostblockländern immer unzufriedener mit ihrer Situation und gingen auf die Straße. Ende der 80er Jahre nahmen die Regierungen einiger Staaten die Proteste ernst und setzten Reformen um, zum Beispiel Russlands Präsident Michail Gorbatschow. Der Ostblock fing an zu bröckeln. Die Führung der DDR unter Erich Honecker wollte das aber nicht wahrhaben. Er sträubte sich bis zuletzt gegen Reformen.

Im Herbst 1989 wurde der Protest in der DDR immer stärker. In allen großen Städten fanden laute Demonstrationen für Freiheit und Demokratie statt. „Wir sind das Volk!“ war in dieser Zeit auf allen Straßen zu hören. Am 9. November gab sich die Partei geschlagen. Nachdem Honecker abgesetzt wurde, verkündete sie auf einer Pressekonferenz die Öffnung der Grenzübergänge nach Westberlin. Noch in der selben Nacht besuchten zehntausende DDR- Bürger den Westteil der Stadt und die Bilder vom Mauerfall am Brandenburger Tor gingen um die Welt.

Als friedliche Revolution ging die deutsche Wende in die Geschichte ein. Schon bald wurde aus „Wir sind das Volk!“ „Wir sind EIN Volk!“ und die Pläne zur Zusammenführung der beiden deutschen Staaten wurden immer konkreter. Am 3. Oktober 1990 waren Ost- und Westdeutschland wiedervereint. Seitdem wird der 3. Oktober als „Tag der deutschen Einheit“ gefeiert.

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